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ARM  - 1929

Alfred Richard Meyer alias Munkepunke

Geboren am 4. August 1882 in Schwerin
Gestorben am 9. Januar 1956 in Lübeck

Alfred Richard Meyer war Lyriker, Schriftsteller, Verleger, Buchgestalter, Bibliophile, Übersetzer, Gastrosoph und Lebenskünstler.

Er war der Entdecker, Herausgeber und Förderer frühexpressionistischer Dichter, deren Werke er vor allem in seinen ca. 150 „Lyrischen Flugblättern“ veröffentlichte. Da waren  zum Beispiel Hans Carossa (Stella Mystica, Traum eines Toren, 1907), Heinrich Lautensack (Gesammelte Gedichte, 1910), Paul Zech (Waldpastelle, 1910),
Gottfried Benn
(Morgue und andere Gedichte, 1912), Rudolf Leonhard (Angelische Strophen, 1913), Else Lasker-Schüler (Hebräische Balladen, 1913), Alfred Lichtenstein (Die Dämmerung, 1913) und Iwan Goll (Der Panama Kanal, 1914).

Nach dem 1. Weltkrieg erschien ebenfalls im Alfred Richard Meyer Verlag die ersten drei Gedichtbände von Hans Bötticher, bekannt als Joachim Ringelnatz
(Turngedichte, 1919,  Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid, 1920 und die Gebatikte Schusterpastete, 1921)

Alfred Richard Meyer veröffentlichte etwa 100 eigene Bücher, darunter Erzählungen, Gedichte, Gastrosophisches und Übersetzungen. Seine unzähligen Zeitungsartikel über die unterschiedlichsten Themen in vielen deutschen Zeitungen und Zeitschriften werden wahrscheinlich niemals alle gefunden und dokumentiert werden können.

Alfred Richard Meyer schrieb unter folgenden Pseudonymen:

ARM., Alfons Thurandt, Meyer Hambruch, Rosinus Cosinus der Jüngere,
bis er 1913 seinen ConfraterMunkepunke“ erfand.

Unter diesem Namen erschienen viele seiner Bücher, z.B. 1918 „Munkepunkes Malzbonbons“, 1919 „Des Herrn Munkepunkes Gastronomische Bücherei“, 1920 ein „Cocktail und Bowlenbuch“ und die „Meta-Mor-Phosen“. Weitere Bände mit originellen Titeln waren „Des Herrn Munkepunkes unfreywillig aufgesprungener Granat Apffel des christlichen Samariters“, „Des Herrn Munkepunkes kontramunkepunktiertes Gemisch-Gemasch“ und „Die Moden Mystik“.

Frühe lyrische und erzählerische Werke, die zuvor verstreut erschienen waren, vereinigte er in mehreren - noch heute antiquarisch leicht erhältlichen - Sammelbänden: seine ernsten Gedichte verlegte er noch einmal in "Die Sammlung" (1921), groteske Gedichte in "Der große Munkepunke" (1924) und von Kindheits- und Jugenderinnerungen geprägte Prosa in "Der junge Munkepunke, Ju Mu Pu (1925).

1913/14 gab Alfred Richard Meyer zusammen mit Heinrich Lautensack und
Anselm Ruest
Die Bücherei Maiandros“ heraus.


ARMs Leben im Überblick

Alfred Richard Meyer wurde am 4. August 1882 als Sohn des Postinspektors Hermann Meyer und dessen Frau Anna in Schwerin geboren.

Er besuchte während seiner Schulzeit Gymnasien in Kiel, Arnsberg (Westfalen), Dortmund und Braunschweig, wo er dann 1901 sein Abitur ablegte.

Anschließend studierte er Jura in Marburg an der Lahn, Würzburg, Göttingen, Jena und Berlin. In Celle fiel er 1905 durch die Referendarsprüfung und wechselte zum Studium der Literaturgeschichte und Philosophie.

Alfred Richard Meyer ging nach Berlin und wurde dort Lektor des Verlages Otto Janke, Berlin, arbeitete als Journalist für die „Berliner Neuesten Nachrichten“ und die „Berliner Allgemeine Zeitung“. Er wurde Leiter des Verlags Richard Taendler und gründete 1907 seinen eigenen Verlag: den Alfred Richard Meyer Verlag , Berlin Wilmersdorf.

Seine Spezialitäten waren die „Lyrischen Flugblätter“(ca. 150 unterschiedliche).

Er entdeckte die frühexpressionistischen Schriftsteller, unter ihnen Hans Carossa, Heinrich Lautensack, Gottfried Benn, Rudolf Leonhard und später Joachim Ringelnatz.

Künstler wie George Grosz, Heinrich Zille, Walter Trier, Ludwig Kirchner,
Georg Walter
Rössner, Erika Plehn und Jeanne Mammen illustrierten ARMs Bücher bzw. gestalteten die Buchtitel.

Der 1. Weltkrieg unterbrach Alfred Richard Meyers verlegerische Tätigkeit. Er wurde 1915 Soldat und ab 1916 Kriegsberichterstatter in Belgien. Seine Kriegseindrücke, wie auch alle anderen persönlichen Erlebnisse in seinem Leben verarbeitet er stets dichterisch. Es entstand „Vor Ypern“, „Und ich sah das Tier“, „Ein Landsturmmann geht seinen Weg durch Gent“ und „Die flandrische Etappe“.

Von 1921-29 war er Feuilleton-Chefredakteur der „Telegraphen-Union“ in Berlin.

1922 wurde er erster Vorsitzender des „Kartells Lyrischer Autoren“, das von Arno Holz gegründet worden war. Seit 1930 fungierte er als Geschäftsführer der „Notgemeinschaft des Deutschen Schrifttums“ und bis 1933 als Vorstandsmitglied im deutschen „Pen-Club“.

1933 wurde der „Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ und mit ihm Alfred Richard Meyer von der Reichsschrifttumskammer zwangsweise übernommen. In der darauffolgenden Zeit versuchte Alfred Richard Meyer in seinen, ihm sehr eng gesteckten Grenzen, sein Möglichstes für seine gefährdeten  Dichterfreunde zu tun.

In der nationalsozialistischen Zeit wurde 1939 der Alfred Richard Meyer Verlag geschlossen und ARM veröffentlichte anschließend selbst sehr wenig. Sein 1939 erschienenes Buch: „Die ehrliche deutsche Haut“ kam auf die „Liste der nicht zu fördernden Bücher“.

In den letzten Kriegstagen 1945 verbrannte die gesamte, unschätzbare  Bibliothek von Alfred Richard Meyer in seiner Wohnung am Kaiserplatz 16, mit über  7 000 Büchern, darunter viele Erstausgaben mit Widmungen, kostbarste und seltenste Bände, diverse gesammelte Briefwechsel und Autographen. Diesen Verlust hat der Dichter nie ganz verwunden.

Er flüchtete mit seiner Frau Dorothee vor den russischen Truppen zu Fuß, nur mit einem Rucksack nach Lübeck, wo er in äußerster Armut seine letzten Lebensjahre verbrachte und nie wieder wirklich heimisch wurde.

Nach dem Krieg schrieb er sein Gedichtbändchen „Weil es zu leben gilt“ und eine sehr subjektive und eigenwillige Literaturgeschichte über die Zeit des Expressionismus, die „maer von der musa expressionistica“.

Neben vielen Zeitungsbeiträgen in diversen Tagesblättern gab er zu seinem 70. Geburtstag 1952 zwei schmale Bändchen heraus „Munkepunkes kleine Mundorgel“ und „Munkepunkes kleiner Appetit-Almanach“.

Alfred Richard Meyer heiratete 1908 die quirlige, Berliner Vortragskünstlerin Resi Langer, von der ihm 1909 sein einziger Sohn Hermann-Wolf  geboren wurde. Diese Künstlerehe wurde schon 1915 wieder geschieden.

1919 ehelichte Alfred Richard Meyer  Margarete Wels, von der er sich jedoch 1923 ebenfalls wieder scheiden ließ.

Die 3. und letzte Ehefrau wurde 1928 Dorothee Hönsch. Sie war 20 Jahre jünger als ARM und begleitete ihn bis zu seinem Lebensende.

1956 starb, Alfred Richard Meyer nach langer schwerer Herzkrankheit, und so konnte er leider seine vielfach begonnenen Lebenserinnerungen nicht mehr beenden.


Text: Heliane Keller, geb. Meyer  ( Enkelin von Munkepunke )

 



ARM   lesend - 1932

ARM am Üdersee - 1943

ARM  - 1950

Ein Portrait von A.R.M. - in Öl gemalt von Curt Stoermer

A.R.M. - 1929

A.R.M. lesend - 1932

A.R.M. am Üdersee- 1943

A.R.M. - 1950

Ein Portrait von A.R.M. - in Öl gemalt von Curt Stoermer

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