Stimmen
über Alfred Richard Meyer
Alfred
Richard Meyer sagt in der Vossischen Zeitung, Berlin, vom 1.1.1928 über
sich selbst:
Von
Hause aus: bürgerlich, besinnlich, romantisch, polygam, entledigte ich mich
erst spät des bürgerlichen Pseudonyms Meyer und schlüpfte in die Wesenheit
eines Herrn Munkepunke, in der ich mich wohl fühle. Meine Brille hat ein korallenrotes
und ein pistaziengrünes Glas, ohne dass ich deswegen stets durch beide
Gläser gleichzeitig blicke. Ich esse wenig aber gut; ich trinke etwas mehr
und womöglich noch besser; meine anderen Lebensfunktionen, neben Freikörperkultur
auch die rhythmische Beherrschung meiner Schreibmaschine, erledigen sich analog.
Die Hyperbel meiner Groteske kehrt gern aus metaphysischen Gefilden über den
Umweg der Metaphysik zur Sachlichkeit profaner Dinge zurück – mir selbst oft
zum Erstaunen.
Ernst
Rowohlt schreibt zu Munkepunkes 70. Geburtstag 1952 folgendes:
„Lieber
Alfred Richard Meyer!
Zu
Deinem 70. Geburtstag danke ich Dir für alles, was Du für die junge Literatur
getan hast. Vor allem danke ich Dir für die vielen Anregungen, die Du mir
und meinem Verlag gegeben hast. Du hast zwar nur fünf Jahre mehr auf Deinem
Buckel, und als ich Dich vor 45 Jahren kennenlernte, blickte ich zu Dir als
meinem Lehrmeister und einem sehr bekannten Schriftsteller auf. Von Dir übernahm
ich Deinen Sammeleifer, insbesondere von skurrilen literarischen Seltenheiten.
Mit welchem Stolz zeigtest Du mir zum Beispiel einmal eines der ersten Bücher
des von uns so geliebten Heinrich Mann, das gegen Bezahlung der Herstellungskosten
durch den Autor in einem sogenannten Selbstkostenverlag erschienen war.
Du
brachtest damals schon Deine „Lyrischen Flugblätter“ heraus, darunter Gottfried
Benns „Morgue“, und warst damit der erste Verleger dieses großen Dichters.
Was
hast Du in den „Lyrischen Flugblättern“ für große Lyriker veröffentlicht!
Sie boten mir die Unterlagen für die in meinem Verlag erschienene Anthologie
der expressionistischen Lyrik, die „Menschheitsdämmerung“. .....
.....Dein alter Freund, Kollege und Verleger, der Dir einen großen Teil seiner
Literaturbesessenheit zu verdanken hat
Ernst
Rowohlt“
Wolfgang
Goetz sagte in seiner Festrede zum 50. Geburtstag Meyers:
„Plötzlich
trat dieser feinsinnige Lyriker als Munkepunke auf, als ein wilder Völler
und Genießer irdischer Dinge, beschämte die großen Gaumenkünstler des kaiserlichen
Rom und des königlichen Frankreich mit seinen Bowlenrezepten und mit Ratschlägen
für die Küche, dass selbst Julie Elias die Segel streichen musste. Es ist
schwer, nicht bitter zu werden, denn als Munkepunke wurde der Mann berühmt,
der unter die ganz wenigen Lyriker unserer Zeit zu rechnen ist.“
Hans
von Weber bezeichnet Alfred Richard Meyer im „Zwiebelfisch“, München 1922
als: den vielleicht an originellen Einfällen reichsten Verleger Deutschlands.
Prof.
Dr. Hans Naumann erwähnt ARM in „Die deutsche Dichtung der Gegenwart,
1885-1923“: „Alfred Richard Meyer ist einer der Feinsten von denen, die literarhistorisch
etwa eine Vereinigung von Arno Holz und Rilke, von Naturalismus und frühem
Expressionismus herzustellen scheinen. Zugleich eröffnete er einen Weg zur
Groteske – über Morgenstern und Scheerbart, mit denen ihn feinere Fäden verbinden
mögen, hinaus.“
Die
Zeitschrift „Der Schriftsteller“ Heft 2 vom 15. Februar 1956 schreibt
zu seinem Tode: „ „... Er konnte herrlich erzählen. Von seiner Glanzzeit vor
allem damals in Berlin nach 1918, als der Expressionismus die Stunde regierte. Gab
es einen der führenden Literaten jener Jahre, den Alfred Richard Meyer n i
c h t persönlich kannte?...“